Blick nach vorn: 21. bpa-Fachtagung für Angebote der Eingliederungshilfe

Private Träger schaffen moderne Angebote der Versorgung von Menschen mit Behinderungen. Weichen für die Zukunft stellten jetzt rund 150 Vertreterinnen und Vertreter privater Einrichtungen am 30. November und 1. Dezember 2023 in Berlin.

Bei der 21. bpa-Fachtagung für Angebote der Eingliederungshilfe ging es um die Herausforderungen und Chancen der Branche zu diskutieren. Aus zahlreichen Vorträgen nahmen die Teilnehmenden unter dem Titel „Blick nach vorn“ auch Anregungen für das eigene Handeln mit.

Zur Begrüßung machte bpa-Hauptgeschäftsführer Norbert Grote noch einmal deutlich, dass gerade die privaten Anbieter Möglichkeiten erkennen, wo andere bloß Risiken sehen. Dieses Engagement müsse weiter unterstützt werden. Dazu gehörten strukturelle Maßnahmen zur Personalsicherung, zur Entbürokratisierung und zur Sicherung der wirtschaftlichen Handlungsfähigkeit der Unternehmen. Fatal seien in diesem Zusammenhang Stimmen aus dem politischen Raum, die private Träger sozialer Dienstleistungen vollkommen substanzlos angreifen und privates Unternehmertum die Legitimität absprechen wollen. Dabei sollte jedem klar sein: Ohne private Träger können notwendige Kapazitäten nicht gesichert werden.

Um eine gute Leistungserbringung zu gewährleisten, müssen insbesondere auch die finanziellen Rahmenbedingungen stimmen. Christiane Hasenberg, Rechtsanwältin und Partnerin der Beratungsgesellschaft CURACON, beleuchtete in ihrem Vortrag das komplexe Thema Vergütungsverhandlungen. Sie berichtete über aktuelle Schiedsstellenentscheidungen und gab kenntnisreiche Einblicke, wie ein möglichst gutes Ergebnis in den Verhandlungen erzielt werden könne.

Das Team von Mein Weg! Soziale Hilfen zeichnete in seinem Vortrag den Weg des Unternehmens zu mehr Innovation nach. Ulf Zimmermann, Silke Frerichs und Yenifer Volpers gaben Einblick in die Möglichkeiten der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erste Ideen in neue Angebote umzusetzen. Besonderes Highlight war die Darstellung der Leistungen, die mit VR-Brillen durchgeführt werden.

Melanie Nees, Leiterin des Personalmanagements von Dr. Loew Soziale Dienstleistungen, sprach über die Herausforderungen des Fachkräftemangels. Unterstützt durch Statistiken und Befragungsergebnisse über die Bedürfnisse der verschiedenen Beschäftigtengenerationen zeigte sie Lösungsansätze zur Personalsicherung auf.

Wie Organisationsentwicklung auch mit wenigen Ressourcen gut vorangetrieben werden kann, präsentierten Jirka Neumann und Wera Schulz-Naue bei ihrem Überblick über das INQA-Coaching, ein staatlich umfassendes gefördertes Coaching für kleine und mittlere Unternehmen.

Im Koalitionsvertrag der Bundesregierung wurde vereinbart das Bundesteilhabegesetz auf allen staatlichen Ebenen und von allen Leistungserbringern zügig umzusetzen, Übergangslösungen zu beenden und bürokratische Hemmnisse abzubauen. Was in dieser Legislaturperiode noch von der Politik zu erwarten ist und wie die Eingliederungshilfe der Zukunft aus politischer Sicht aussehen soll, war das zentrale Thema der Videobotschaft des teilhabepolitischen Sprechers der SPD-Bundestagsfraktion, Mehmet Takis Ali (SPD). Die ursprünglich geplante Podiumsdiskussion mit weiteren Vertretern aus der Politik konnte leider nicht stattfinden, da kurzfristig eine Sitzung des Deutschen Bundestages angesetzt wurde, die die Anwesenheit der Abgeordneten erforderlich machte.

Prof. Christian Bernzen folgte mit seinen Einschätzungen zum Stand der Umsetzung des neuen Rechtes. In einer kurzweiligen Übersicht über verschiedene Herausforderungen setzte er eine Kernbotschaft: Die leistungsberechtigten Personen müssen zur Selbstvertretung befähigt werden. Das bietet Chancen für Leistungserbringer und setzt das zentrale Versprechen echter Teilhabe um.

Debatten über die künftige Ausgestaltung der Eingliederungshilfe lassen sich nicht ohne die Kostenträger führen. Dirk Lewandrowski, Vorsitzender der Bundesarbeitsgemeinschaft der überörtlichen Träger der Sozialhilfe und der Eingliederungshilfe (BAGüS), erläuterte die Vorstellungen der BAGüS zu den künftigen Aufgaben und Anforderungen und debattierte mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern angeregt über Möglichkeiten des Bürokratieabbaus und des Prozessabbaus sowie dem Miteinander von Vertrauenskultur und Prüfpflichten.

Unter dem Stichwort „einfachmachen?!“ referierte Antje Zeiger, Geschäftsführerin der Schottener Soziale Dienste, über die Umsetzung des Bundesteilhabegesetzes in der Praxis. Sie gab dabei einen spannenden Einblick in die Tätigkeit Ihres Unternehmens, die Chancen, die sich aus einer modernen Leistungserbringung ergeben, aber auch die Barrieren, die es zu überwinden gilt. Im Zentrum des Handelns sollten aus Ihrer Sicht nicht zuletzt die Fragen nach dem „Wofür“ der eigenen Tätigkeit stehen. Die Antworten bilden den Ausgangspunkt der eigenen Angebotsweiterentwicklung.

In seinem Schlusswort betonte bpa-Präsidiumsmitglied Christof Schaefers die Bedeutung privater Träger für die Entwicklung neuer Konzepte, die Schaffung attraktiver Arbeitsplätze und das Etablieren zeitgemäßer Versorgungsstrukturen. Der bpa wird weiter an der Seite der privaten Anbieter der Eingliederungshilfe stehen, um für diese noch mehr öffentliche Aufmerksamkeit und kontinuierlich verbesserte Rahmenbedingungen einzufordern.