Nachtpflege – das Gegenstück zur Tagespflege

Münchens erste Nachtpflege für Menschen mit Demenz

In der Bayerischen Landeshauptstadt ist die erste solitäre Nachtpflege für Menschen mit Demenz eröffnet worden. Ins Leben gerufen hat das Angebot der Münchner Projekteverein wohlBEDACHT e.V., eine Mitgliedseinrichtung des bpa. Während die Tagespflege als sogenanntes teilstationäres Angebot den allermeisten Menschen bekannt ist und auch gerne genutzt wird, ist die Nachtpflege bis heute eine Seltenheit.

Frei nach dem Motto „Alles ist möglich“ hat „wohlbedacht“ die erste reine Nachtpflegeeinrichtung für Menschen mit Demenz eröffnet, um häusliche Pflege zu stützen und bis zuletzt möglich zu machen. „Dabei ist es egal, ob unsere Gäste schlafen, ruhen oder die Nacht zum Tag erklären – sie werden ihren Bedürfnissen entsprechend und freundlich durch die Nacht begleitet“, erklärte Pflegedienstleiter Christian Schmidt.

Oft sind es vor allem die Nächte, die bei Fortschreiten einer Demenz zur Herausforderung werden. Die Nachtpflege bietet Angehörigen Entlastung, damit sie ein paar Abende für sich haben oder einfach mal durchschlafen können. „Des Weiteren möchten wir den Angehörigen die Möglichkeit bieten, berufliche Termine und familiäre Pflege unter einen Hut zu bekommen. Sie können außerdem auch mal übers Wochenende wegfahren“, sagte Christian Schmidt. „Für unsere Gäste werden die Räumlichkeiten der Nachtpflege bald zu einem vertrauten Ort.“ In den Abend- und Morgenstunden nutzen sie zwei große Wohnzimmer mit Küche sowie einen Garten mit altem Baumbestand. Zwölf Betten stehen in Einzel- und Doppelzimmern zur Übernachtung bereit. Die gesamten Räumlichkeiten sind barrierefrei.

Von 17 bis 9 Uhr am nächsten Morgen kümmert sich ein Pflege- und Betreuungsteam individuell und kompetent um die dementiell erkrankten Menschen. Die Gäste bekommen Hilfe beim Waschen, Kleiden und pflegerisch-medizinischer Versorgung, Abendessen und Frühstück. Auf individuelle Ruhe- und Schlafbedürfnisse wird Rücksicht genommen und wer nicht schlafen kann, erhält Gesellschaft. Bringen und Abholen kann flexibel erfolgen. Zudem kann auch ein Fahrdienst gebucht werden.

„Bei Interesse an der Nachtpflege ist es wichtig, dass die Angehörigen frühzeitig mit uns Kontakt aufnehmen“, betonte Christian Schmidt. „Wir vereinbaren dann innerhalb von vier Wochen ein Probenacht für den Gast. So lernen wir den Erkrankten kennen.“ „Schwierig“ gibt es im Übrigen bei „wohlbedacht“ nicht: „Bei uns ist jede und jeder willkommen und darf so sein, wie er oder sie ist. Aber wir möchten uns dennoch darauf einstellen, um zu abschätzen zu können, was gebraucht wird.“ Nach der Probenacht können dann weitere Nächte – nach Bedarf und Verfügbarkeit – reserviert werden.

Eine Nacht bei „wohlbedacht“ ist 16 Stunden lang. Wenn nur morgens oder abends eine Betreuung benötigt wird, ist auch eine Teilbuchung möglich. Und zwischen zwei Nächten kann auch die eigene Tagepflege genutzt werden. „Auf Wunsch bringt unser Fahrdienst unseren Gast morgens nach Hause und holt ihn abends von dort wieder ab“, erläuterte Christian Schmidt. „So haben die Angehörigen länger Entlastung.“

Die Kosten der Nachtpflege richten sich nach Pflegegrad und dem gebuchten Aufenthalt. Dabei kann der Betrag der teilstationären Pflegeversicherung genutzt werden.

Informationen unter:

wohlBEDACHT e.V.
Höcherstr. 7
80999 München
089-818020930
 oder per E-Mail an hilfe(at)nachtpflege-muenchen.de