Die Herausforderungen in der Pflege sind vielschichtig: Steigende Kosten, eine alternde Gesellschaft und ein zunehmender Fachkräftemangel stellen die Branche vor große Aufgaben. Wie eine nachhaltige Finanzierung der Pflege sichergestellt und die Versorgung qualitativ hochwertig gestaltet werden kann, diskutierten Expertinnen und Experten im Rahmen einer Podiumsdiskussion der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw). Auch der bpa brachte die Perspektive der privaten Pflegeanbieter in die Debatte ein.
Der Vorsitzende der bpa-Landesgruppe Bayern Kai A. Kasri, bpa-Landesgeschäftsstellenleiter Joachim Görtz und bpa-Landesbeauftragter Johannes Keller waren bei dieser Veranstaltung vertreten. Am Podium waren neben Prof. Christine Arentz vom Institut für Versicherungswesen an der Technischen Hochschule Köln, auch die Bundestagsabgeordneten Erich Irlstorfer (CSU) und Johannes Wagner (Grüne) sowie Dr. Christian Weiß, Geschäftsführer der bpa-Mitgliedseinrichtung Sozialteam-Gruppe beteiligt.
Ein zentraler Punkt der Diskussion war die Notwendigkeit einer umfassenden Reform der Pflegeversicherung. Die Finanzierung muss langfristig stabil und generationengerecht gestaltet werden, ohne die Beitragszahlenden oder die Pflegebedürftigen und deren Angehörige über Gebühr zu belasten. Hierbei wurde die Bedeutung von privaten Anbietern von Pflegeleistungen hervorgehoben, die einen wesentlichen Beitrag zur Versorgung leisten, aber oft mit finanziellen und regulatorischen Hürden konfrontiert sind. Neben der Finanzierung wurden auch strukturelle Reformen in den Blick genommen. Dazu gehören Maßnahmen zur Fachkräftesicherung, die Flexibilisierung von Versorgungsformen und der Abbau von Bürokratie. Wir teilen die Ansicht der vbw und des Plenums, dass es von entscheidender Bedeutung ist, die flächendeckende Versorgung sicherzustellen. Dies erfordert es auch, den wachsenden Bedarf an Fachkräften zu decken, indem sowohl die inländischen Potenziale genutzt werden als auch ausländische Fachkräfte gezielt angeworben werden. Die vbw unterhält dazu ein Verbindungsbüro in Albanien, um Fachkräfte aus dem Westbalkan anzusprechen. Die Einführung der „Fast-Lane“ für ausländische Fachkräfte in Bayern hat schon jetzt dazu beigetragen, dass Einreise- und Anerkennungsverfahren spürbar verkürzt wurden. In der Podiumsdiskussion wurde auch deutlich, dass im Bereich der technischen Hilfsmittel besonders im Bereich der Dokumentation noch weitere Potenziale liegen.
Prof. Christine Arentz präsentierte in einem Impulsvortrag einen Vorschlag, um das System insgesamt und nachhaltig finanzierbar zu halten. Sie schlägt eine schrittweise Ablösung der Umlagefinanzierung zu einer kapitalgedeckten Finanzierung vor. Dies würde sowohl den steigenden Lohnnebenkosten als auch dem immer größer werdenden Zuschuss aus Steuermitteln entgegenwirken. Da dieser Reformvorschlag erst mittel- und langfristig eine Wirkung entfaltet, forderte Dr. Weiß die Entlastung der Pflegeversicherung von versicherungsfremden Leistungen wie zum Beispiel die Finanzierung der Rentenbeiträge für pflegende Angehörige aus Mitteln der Pflegeversicherung.
Die Diskussion verdeutlichte, dass ein ganzheitlicher Ansatz erforderlich ist, um die Pflege in Deutschland zukunftssicher zu gestalten. Einig waren sich die Referenten, dass kleine Reparaturarbeiten an einem maroden System nicht ausreichen. Vielmehr braucht es tiefgreifende Reformen, die sowohl die Finanzierung als auch die Strukturen nachhaltig sichern.
Der bpa wird sich weiterhin aktiv in die Debatte einbringen und konkrete Lösungsvorschläge erarbeiten, um die Interessen der privaten Pflegeanbieter und ihrer Beschäftigten zu vertreten.