Die ambulante Pflege ist in vielen Bereichen mit hohen bürokratischen Anforderungen konfrontiert, sei es durch Dokumentationspflichten, Antragsverfahren oder die Erfassung von Leistungsnachweisen. Deshalb haben sich beginnend Mitte des Jahres 2024 auf Einladung des Landtagsabgeordneten Bernhardt Seidenath, Vorsitzender des Ausschusses für Gesundheit, Pflege und Prävention im Bayerischen Landtag, der bpa und weitere Verbände der Leistungserbringer, die Kostenträger, der Medizinische Dienst, das Bayerische Staatsministerium für Gesundheit, Pflege und Prävention und weitere Abgeordnete des Bayerischen Landtags in mehreren Werkstattgesprächen über den Bürokratieabbau in der Pflege ausgetauscht.
Im Rahmen dieser Gespräche hat man sich verständigt, möglichst im ersten oder zweiten Quartal 2025 für den ambulanten Bereich ein gemeinsames Projekt im Landekreis Berchtesgadener Land zu starten. Diese Region an der Grenze zu Österreich wurde von den Beteiligten bewusst gewählt, weil dort bereits mit dem „Netzwerk Soziale Dienste Berchtesgadener Land“ eine breite und vertrauensvolle Zusammenarbeit aller Leistungserbringer, ehrenamtlichen Initiativen und dem Landkreis existiert.
Zu Beginn des Projektes haben die an dem Projekt Beteiligten in einem so genannten Start-Workshop Lösungsansätze für den Bürokratieabbau im Landkreis Berchtesgadener Land erarbeitet. Als Ausgangsbasis dienten durch die Landesverbände der Freien Wohlfahrtspflege und der Privaten Leistungserbringerverbände ermittelte und von dem Netzwerk Soziale Dienste Berchtesgadener Land ergänzte Handlungsfelder wie z.B. die Vereinfachungen im Verordnungsgeschehen bei der Erbringung von Leistungen der Häuslichen Krankenpflege, Parkausweise für Pflegedienst-Pkws und landeseinheitliche Regelungen für Fahrdienste. Vereinfachte Verfahren durch Digitalisierung der Prozesse wie z.B. der Einsatz von digitalen Hilfsmitteln, wie etwa elektronischen Patientenakten und Pflegeberichten, könnten dazu beitragen, die Bürokratie zu reduzieren und gleichzeitig die Kommunikation und den Informationsaustausch zu verbessern. Alle Teilnehmer waren sich einig, dass der beabsichtigte Bürokratieabbau darauf abzielen muss, die Prozesse in der ambulanten Pflege zu vereinfachen, um eine messbare Reduktion des Zeitaufwands für administrative Tätigkeiten zu erzielen und damit die Qualität der Pflege zu verbessern. Denn Bürokratieabbau führt letztlich dazu, dass sich die Arbeitsbelastung der Pflegekräfte verringert und mehr Zeit für die tatsächliche Pflege und Betreuung der Patienten ermöglicht wird. Alle an der Erbringung von ambulanten Pflegeleistungen Beteiligten in Bayern schauen nun mit Spannung auf das Projekt im äußersten Südosten des Freistaats, denn der Projektauftrag sieht vor, dass die Ergebnisse des Projekts auf ganz Bayern übertragen werden sollen.