Mitgliederversammlung mit Neuwahlen und pflegepolitischen Themen

Gut besuchte Veranstaltung in Bremen mit prominenten Gästen und fachlichem Austausch

Die aktuellen Herausforderungen und Chancen der Pflegebranche, notwendige politische Sofortmaßnahmen zur Sicherung der pflegerischen Versorgungsstrukturen, die besondere Bedeutung der Pflegeunternehmen für die Gesamtwirtschaft und die Neuwahl des Vorstandes – das waren die fachlichen Schwerpunkte auf der Mitgliederversammlung der bpa-Landesgruppe Bremen/Bremerhaven am 18. Februar im Steigenberger Hotel in Bremen.

Stellvertretend für Ralf Holz (Vorsitzender der Landesgruppe), der krankheitsbedingt leider nicht persönlich an der Mitgliederversammlung teilnehmen konnte, begrüßten Timm Klöpper, stellvertretender Vorsitzender der Landesgruppe und Carsten Adenäuer, Leiter bpa-Geschäftsstellen Bremen/Bremerhaven und Niedersachsen, die zahlreich erschienenen Mitglieder und Gäste, insbesondere den bpa-Präsidenten Bernd Meurer, der als besonderer Gast virtuell zu Beginn der Veranstaltung zugeschaltet war. Daneben freuten wir uns über bpa-Hauptgeschäftsführer Norbert Grote, Cornelius Neumann-Redlin (Hauptgeschäftsführer der  Unternehmensverbände im Lande Bremen e.V.) und Pascal Gerken von der bpa-Servicegesellschaft als weitere Gäste der Mitgliederversammlung.

bpa-Präsident Meurer ging in seinem Grußwort vor allem auf die Bedeutung der Pflege für die Gesellschaft und die unzureichende Unterstützung bzw. Wertschätzung seitens der Politik ein. Und er dankte den Mitgliedern für den unermüdlichen Einsatz in der Versorgung der Pflegebedürftigen. Ein ganz besonderer und sehr persönlicher Dank ging vor diesem Hintergrund auch an den ehemaligen Vorsitzenden der bpa-Landesgruppe Sven Beyer, der über zwölf Jahre für den bpa auf Landesebene aktiv gewesen war und aus beruflichen Gründen Mitte des vorigen Jahres Bremen verlassen hatte. Meurer verlieh Beyer die goldene Ehrennadel für sein langjähriges Engagement.

„Nur noch fünf Tage bis zur Bundestagswahl“ lautete die Überschrift des Fachvortrags von bpa-Hauptgeschäftsführer Norbert Grote. „Die Absicherung der pflegerischen Versorgung bedeutet Solidarität mit vielen Millionen von pflegebedürftigen Menschen und ihre An- und Zugehörigen sowie auch Wohlstandssicherung“, so Grote und stellte drei zentrale pflegepolitische Handlungsfelder aus Sicht der bpa dar: Wirtschaftlichkeit, Personalsicherung und Absicherung der Leistungen der Pflegeversicherung. Leider räume die Politik der Pflege nur eine geringe Relevanz ein, so Grote. Das habe sich vor allem auch bei der Analyse der Wahlprogramme der Parteien gezeigt. „Dabei brauchen wir keine ideologischen Grabenkämpfe, sondern maximalen Pragmatismus, eine Rückbesinnung auf die soziale Marktwirtschaft, eine Stärkung der Eigenverantwortung und hier vor allem des Unternehmertums in Deutschland und weniger Selbstzufriedenheit der politischen Entscheidungsträger“, machte Grote deutlich und stellte die Voraussetzungen vor, damit Pflegebedürftige wieder die Versorgung finden, die sie benötigen: Die Pflegeeinrichtungen müssen wirtschaftlich abgesichert, die Pflegeausbildung überdacht werden (die Abschaffung der Altenpflegeausbildung hat den bisherigen steten Anstieg der Ausbildungszahlen abgebremst), bei ausländischen Pflegefachkräften mit Sprachkenntnis muss die Kompetenzvermutung gelten und niedrigschwellige Zugänge zum Pflegeberuf müssen vermehrt geschaffen werden. Außerdem brauche die Pflege Vertrauen statt Bürokratie, Anreize für Innovationen und Investitionen sowie Förderung bei der Digitalisierung. „Absicherung und Unterstützung der Pflegeeinrichtungen heißt auch angemessene Berücksichtigung von Risiken und Wagnis, flexiblere und schnellere Vergütungsverhandlungen und Anerkennung bzw. Refinanzierung der Investitionskosten“, stellte der bpa-Hauptgeschäftsführer klar.

Neue und erfolgreiche Wege habe der bpa in der Verbandskommunikation eingeschlagen, gerade auch im Dialog mit der Öffentlichkeit und Politik. „Schnelle Reaktionen auf aktuelle Themen auf Bundes- und Landesebene, Beteiligung an Kongressen, wirksame Allianzen mit anderen Trägerverbänden, Kostenträgern und Vertreterinnen und Vertreter der pflegenden Angehörigen hätten große Erfolge verzeichnet, informierte Grote weiter.

„Der Wirtschaftsstandort Bremen und die Bedeutung der Pflege auf die Gesamtwirtschaft“ stand im Fokus des Beitrags von Cornelius Neumann-Redlin, Hauptgeschäftsführer der Unternehmensverbände im Lande Bremen e.V. Danach stehen die Unternehmen vor großen Herausforderungen. Viele Beschäftigte müssten sich bereits während der Berufstätigkeit zunehmend um pflegebedürftige Angehörige kümmern, reduzieren dafür vorübergehend oder sogar langfristig ihre Arbeitszeiten. Darüber hinaus gingen auch zusätzlich die sogenannten Baby-Boomer in Rente, der Personalmangel verstärke sich weiter. „Wir haben eine Stimmungsumfrage unter unseren Mitgliedern durchgeführt“, so Neumann-Redlin.

„80 Prozent der Unternehmen haben Kenntnis von eigenen Beschäftigten, die aktuell pflegende Aufgaben zur Unterstützung ihrer Angehörigen übernehmen. In 87 Prozent der Unternehmen haben sich Beschäftigte mit konkreten Bedarfen in Bezug etwa auf die Arbeitszeitgestaltung an die Personalabteilungen gewandt“. Zur Frage, ob es strukturelle Prozesse in Bezug auf flankierende Maßnahmen in den Betrieben gäbe, meldeten über 40 Prozent zurück, dass dies nicht der Fall sei, 35 Prozent fänden das wünschenswert. Neumann-Redlin: „Die steigende Pflegebedürftigkeit, die immer größer werdende Anzahl der Hochbetagten und die Auswirkungen auf die Beschäftigten in der Wirtschaft sind ein sehr wichtiges Thema geworden“. Unterstützung der Betriebe und Handlungsempfehlungen für die Einführung eines strukturierten Prozesses, z.B. im Rahmen des Betrieblichen Gesundheitsmanagements, könnten für alle Beteiligten (Unternehmen, Beschäftigte, zu Pflegende) sehr hilfreich sein.

Die bpa-Servicegesellschaft ist ein verlässlicher Kooperationspartner des bpa. Pascal Gerken stellte den Teilnehmerinnen und Teilnehmern die umfangreiche Palette der Dienstleistungen vor: Von der Gründungsberatung über die Vorbereitung von Entgeltverhandlungen in der vollstationären und teilstationären Pflege, Wirtschaftlichkeitsberechnungen, Vermittlung von Pflegepersonal aus dem Ausland bis hin zur Unternehmensnachfolge. Ein Überblick über den bpa-Versicherungsdienst, Hausnotruf und Vorteilskonditionen für die bpa-Mitglieder rundeten den informativen Beitrag ab. Nach dem pflegefachlichen Teil der Mitgliederversammlung ging es nach einer Kaffeepause bpa-intern weiter: Geschäftsbericht des Vorstands, Entlastung und Neuwahl standen auf der Agenda. Timm Klöpper und Carsten Adenäuer stellten den Geschäftsbericht 2023/2024 vor. Obwohl die Landesgruppe durch die Insolvenz eines großen Trägers stark negativ belastet wurde, konnten Neugründungen den Mitgliederstand fast wieder auf den gleichen Stand heben.

 

Unter der Rolandsstatue (von links): Der neue Vorstand: Ralf Holz, Michael Loga, Jürgen Weemeyer, Timm Klöpper, Julia Wintjen-Fiedler und Simon Fröhlich

Unter der Rolandsstatue (von links): Der neue Vorstand: Ralf Holz, Michael Loga, Jürgen Weemeyer, Timm Klöpper, Julia Wintjen-Fiedler und Simon Fröhlich

 

Herausforderungen haben sich auch durch den Weggang der langjährigen bpa-Landegeschäftsstellenleiterin Johanna Kaste sowie das Ausscheiden (ebenfalls durch berufliche Veränderungen) der beiden Vorstandsmitglieder Sven Beyer und Holger Hegermann ergeben. Aus diesem Grund standen auch Anfang 2025 (vorgezogene) Neuwahlen an. Im Tätigkeitszeitraum gab es aber auch zahlreiche positive Highlights: Die Landesgeschäftsstelle konnte Mitte 2024 ihr 15-jähriges Bestehen feiern – mit zahlreichen Mitgliedern und Gästen aus der Politik. Sehr gut besucht war auch eine Veranstaltung gemeinsam mit der Freien Wohlfahrtspflege, der Handelskammer und den Unternehmensverbänden zum Thema Versorgungsmangel in der Pflege schadet der Gesamtwirtschaft. Eine finale Einigung gab es bei den Verhandlungen um eine stationäre Pflegesatzkommission, die zum 01.01.2025 unter dem Vorsitz des bpa Bremen/Bremerhaven ihre Arbeit aufnahm. Verhandelt wurde über eine Pauschale für Pflegestudierende, über die Berücksichtigung des Fordeungsausfallrisikos in den stationären Pflegesatzverhandlungen sowie über höhere Investitionskosten mit dem Sozialhilfeträger für ambulante Pflegedienste. Der Leistungskomplexkatalog wurde umfangreich überarbeitet und steht jetzt vor einer Einigung. Individuelle Beratungen der Mitglieder, die Durchführung von Seminaren sowie interne und externe Gremientreffen gehörten darüber hinaus zum Alltag in der Landesgeschäftsstelle. Ein Ausblick auf die anstehenden Themen und Herausforderungen für Vorstand und Geschäftsstelle rundeten den Geschäftsbericht ab. Nach der Entlastung des Vorstands durch die Mitglieder, startete der Prozess der Neuwahlen.

Insgesamt hatten sich sechs Kandidaten für ein Engagement im künftigen Vorstand beworben und stellten sich vor. Zwei von ihnen konnten krankheits- bzw. urlaubsbedingt leider nicht persönlich dabei sein. Alle Kandidaten und die Kandidatin wurden von den Mitgliedern gewählt: Zum 1. Vorsitzenden wurde Ralf Holz (Geschäftsführer  Pflegedienst Unterweser und langjähriges Vorstandsmitglied), gewählt, stellvertretender Vorsitzender ist Timm Klöpper (  Seniorenresidenz Sonnenbogen). Als Beisitzer sind neu dabei: Julia Wintjen-Fiedler (Geschäftsführerin Pflegedienst Wintjen und Tagespflege Wintjen), Simon Fröhlich (Geschäftsführer  Mensen GmbH), Michael Loga (Geschäftsführer  Residenz Gruppe) und Jürgen Weemeyer (Geschäftsführender Gesellschafter bei vacances Mobiler Sozial- und Pflegedienst GmbH). Zum Abschluss des offiziellen Teils der Mitgliederversammlung wurden noch die Jubilare aus den Jahren 2024 und 2025 geehrt. Ein gemeinsames Grünkohlessen rundete die Veranstaltung ab und bot viel Raum für den fachlichen Austausch und persönliche Gespräche.